Wenn man sich mit den Thema Nachhaltigkeit und Umweltschutz beschäftigt, kommt man um den ökologischen Fußabdruck nicht herum. Ich kenne kaum jemanden, der den Ausdruck nicht zumindest schon mal gehört hat. Die Wahrscheinlichkeit, dass er in ihrem alltäglichen Leben eine Rolle spielt, ist aber, soweit ich das Beurteilen kann, gering. Zu sehr ist man in seinem Alltagstrott, seinen Gewohnheiten und Bequemlichkeiten gefangen. Dabei wäre es wichtig, sich diese Kennzahl seines Lebens bewusst zu machen und danach zu handeln. Aber zurück zum Anfang:
Was ist eigentlich der ökologische Fußabdruck?
Der ökologische Fußabdruck ist eine Kenngröße, die die Fläche in Hektar angibt, die ein Mensch oder ein Land für seinen Lebensstandard und Lebensstil im Alltag benötigt. Sie errechnet sich aus der benötigten Fläche an Wald und Ozeanen, die das durch den Ressourcenverbrauch bei der Produktion unserer Lebensmittel, Kleidung und benötigten Energie entstandene CO2 absorbieren kann. Der errechnete Wert wird dann mit der realen Fläche verglichen, die jeder Mensch auf der Erde zur Verfügung hat. Das heißt, je mehr CO2 bei der Produktion der Güter für unseren Lebensstandard oder durch unseren Lebensstil (Müll, Autofahrten, Flugreisen etc.) entsteht, desto mehr Fläche an Wäldern und Ozeanen wird benötigt. Und je größer diese Fläche wird, desto größer wird auch der ökologische Fußabdruck. Anhand der Größe des Fußabdrucks kann man nun ermitteln, wie groß das Defizit (größerer Fußabdruck als verfügbare Fläche) oder die Reserve (kleinerer Fußabdruck als verfügbare Fläche) eines jeden ist, da jedem Menschen nur eine begrenzte Fläche der Erde zur Verfügung stehen.
Weltweit gesehen, lag die benötige Fläche 2012 bei 2,7 ha pro Person, wobei nur 1,8 ha jedem Menschen zur Verfügung standen. In Deutschland hatte jeder einen durchschnittlichen Fußabdruck von 4,6 ha und eine zur Verfügung stehende Fläche von 2,0 ha. Das macht ein Defizit von 2,6 ha. Die Deutschen nutzen als 2,6 ha Fläche der Welt mehr als sie zur Verfügung haben und insgesamt brauchen wir fast doppelt so viel Fläche auf der Erde, wie verfügbar. Das Ergebnis gibt zu denken, denn wo soll all diese Fläche herkommen, um unseren Lebensstandard zu halten? Zudem wird er wahrscheinlich auch in Ländern, die aktuell eine Reserve haben, in Zukunft eher ansteigen. Wir leben also sozusagen „auf Pump“, ohne zu wissen, wer die Kosten ausgleichen soll.
Bei der Betrachtung der Werte muss man sich aber auch die Methodik zur Berechnung anschauen. Laut Wikipedia werden zum einen für die Berechnung der zur Verfügung stehenden Fläche nur biologisch produktive Land- und Wasserflächen wie Ackerland, Wälder und Fischfanggebiete einbezogen. Bebaute Flächen z.B. zählen nicht hinein. Dazu kommt, dass von vornherein verschiedene methodische Einschränkungen (Kategorisierung und Berücksichtigung von Abfällen und nichterneuerbaren Ressourcen, planetarische Grenzen bei der Aufnahme von CO2 etc) gelten, die bei der Bewertung eine Rolle spielen müssen. Schlussendlich bietet der ökologische Fußabdruck uns einen Hinweis darauf, wie schädlich unser Lebensstil für unseren Planeten ist; die Reduzierung ist aber nur der Mindesteinsatz, den wir bei einer nachhaltigen Lebensweise berücksichtigen müssen.
Den eigenen Abdruck berechnen
Soviel zur allgemeinen Beschreibung. Wie aber kann man nun seinen persönlichen Fußabdruck in dieser Welt berechnen? Im Internet finden sich verschiedene Fußabdrucks-Tests. Sie berechnen anhand von Fragen, die man beantworten muss, den persönlichen Wert. Beispielsweise bieten Brot für die Welt oder Footprint Deutschland eine solche Berechnung an.
Footprint Deutschland
Dieser Test stellt Dir insgesamt 38 Fragen zu Deinem Lebensstil aus den Bereichen „Wohnen und Energie“, „Ernährung“, „Mobilität“, „Konsum und Freizeit“. Er ist visuell gut aufbereitet und stellt den Verbrauch nicht nur in Zahlen, sondern auch in der Veränderung unserer Landschaft dar. Die Zielgruppe ist eher eine jugendliche Klientel, immerhin ist der Rechner durch die BUNDJugend erstellt worden. Nach Beantwortung der Fragen wird Dein persönlicher Fußabdruck angezeigt und mit dem deutschen Durchschnittswert sowie der Dir zur Verfügung stehenden Fläche verglichen. Zusätzlich wird angezeigt, welchen Anteil welcher Lebensbereich am Fußabdruck hat. Am Ende werden Tipps zur Reduzierung des Wertes verlinkt. Wichtig ist auch zu wissen, dass in den ermittelten Wert ein Faktor für den allgemeinen Verbrauch in Deutschland für z.B. öffentliche Einrichtungen mit eingerechnet werden. Mit diesem Anteil ist es in Deutschland nicht möglich, persönlich unter die zur Verfügung stehende Fläche von 1,8 ha zu kommen.
Mit meinem Lebensstil habe ich einen Fußabdruck von 3,82 ha. Damit liege ich mit meiner aktuellen Lebensweise unter dem deutschen Durchschnitt von 5,1 ha (Aussage des Rechners), aber es gibt noch ausreichend Potential, diesen Wert zu verringern.
Brot für die Welt
Der Test von Brot für die Welt stellt ebenfalls Fragen zu Deinem Lebensstil unterteilt in die Bereiche „Ernährung“, „Wohnen“, „Mobilität“ und „Konsum“. Die visuelle Aufbereitung funktioniert ähnlich wie bei Footprint Deutschland, allerdings wesentlich nüchterner in der Darstellung. Nach der Beantwortung der Fragen eines Bereichs wird eine Teilauswertung angezeigt, die den Fußabdruck für die einzelnen Fragepunkte angibt. Hier werden auch direkt Anmerkungen und Tipps zu Deiner Lebensweise gegeben. Am Ende wird eine Gesamtauswertung angezeigt und die einzelnen Bereiche nochmal aufgeführt. Hier kann man sich die einzelnen Ergebnisse und Tipps nochmal anschauen.
Interessanterweise habe ich hier nach ähnlicher Beantwortung der Fragen einen wesentlich höheren ökologischen Fußabdruck von 5,2 gha, der deutsche Durchschnittswert liegt bei 4,4 gha.
Fazit
Nach der Berechnung meines ökologischen Fußabdrucks durch zwei verschiedene Internetrechner, kann ich hauptsächlich sagen, dass mein Fußabdruck grundsätzlich zu hoch ist, aber irgendwo rund um den deutschen Mittelwert liegt. Da die beiden Rechner sich bei der Ermittlung nicht einig sind bzw. offensichtlich andere Wertmaßstäbe zu Grunde legen, kann ich für mich keinen genauen Wert ermitteln. Schade, aber kein Beinbruch, denn die Grundaussage ist die gleiche: ich bzw. wir als Familie leben zu sehr zu Lasten unserer Umwelt. Es ist also ausreichend Potential zur Verbesserung vorhanden, insbesondere im Bereich Wohnen, Mobilität und Ernährung. Ich denke, ich werde den Test in ca. einem Jahr nochmal wiederholen und schauen, was sich dann verändert hat.
Habt ihr euren ökologischen Fußabdruck auch schon mal ermittelt? Was habt ihr für euch daraus mitgenommen?
In diesem Sinne alles gute und bis bald
Anja