Nachdem ich für den letzten Artikel unseren ökologischen Fußabdruck ermittelt habe, habe ich versucht, Ordnung in meine Erkenntnisse über mehr Nachhaltigkeit im Alltag zu bringen. Das hat leider ein wenig gedauert, denn ein wenig schockiert bin ich nämlich doch, dass der Gesamtwert so schlecht ausgefallen ist. Die Werte waren in allen vier Bereich (Ernährung, Wohnen, Mobilität, Konsum) ähnlich hoch und das heisst, in jedem Teilbereich können wir in irgendeiner Form CO2 einsparen.
Passend dazu haben wir im Urlaub auf Sylt eine Sonderausstellung im Erlebniszentrum Naturgewalten besucht. Im Rahmen der 1. Sylter Klimaschutzkonferenz wurden verschiedene Aspekte zu den Themen CO2 Entstehung im Alltag und Klimaschutz im Alltag und in der Landwirtschaft vorgestellt, z.B.
- einen CO2 Rechner (der wesentlich detaillierter ist, als die, die ich bisher gesehen habe),
- die Aufsummierung der CO2 Emissionen, die durch die Geräte und Gewohnheiten in unserem Alltag entstehen (Fahrzeuge, Waschmaschinen, Duschen/Baden etc.)
- Kältebrücken im Haus und Wärmedämmung (inkl. dem Wärmebildvergleich verschiedener Dämmstoffe)
- ein Vergleich zwischen herkömmlichen Glühlampen und LED und Energiesparlampen (per Fahrrad mußte man die notwendige Energie erzeugen, die für die unterschiedlichen Leuchtmittel benötigt wird)
- kochen (zB in Afrika) ohne Holzfeuerstelle sondern mit einem Sonnenofen
Sehr interessant fand ich eine Station, die die CO2 Emissionen verschiedener Lebensmittel zeigte, die zu deren Produktion notwendig sind. Man konnte die Lebensmittel (zB Bio Rindfleisch oder konventionell produziertes Rindfleisch, Erdbeeren aus Afrika oder saisonal und regional) per Handscanner auf eine CO2-Einkaufsliste setzen und bekam nach jedem Scannen viele zusätzliche Informationen zu dem Produkt. Am Ende stand wurde der CO2 Wert des Einkaufs berechnet. Erschreckend, wie viel bei einem Wocheneinkauf da zusammen kommt.
Wieder aus dem Urlaub zurück, habe ich mir unseren Alltag immer genauer angeschaut. Wo wird Strom, Wasser und Gas verbraucht, wo es nicht sein müßte? Welche Elektrogroßgeräte sind schon sehr alt und arbeiten nicht mehr energieeffizient? Welche Lebensmittel kaufen wir ein und wie kann man sie durch zB Bioprodukte oder regionale Produkte ersetzen? Welche Fahrtstrecken mit dem Auto können wir sparen? Wie wird die Kleidung produziert, die wir tragen und welche Alternativen gibt es? Wie viel Müll wird in der Woche produziert und wie kann man ihn reduzieren? Benutzen wir umweltbelastende Putz- und Reinigungsmittel und welche Alternativen gibt es? Mit anderen Worten – ich treibe mich viel im Internet herum und recherchiere.
Und ich bin erschlagen von der Fülle an Informationen und Anregungen für einen nachhaltigeren Lebenswandel. Vorallem mit unserer Ernährung und unserem Einkaufsverhalten habe ich mich intensiv beschäftigt. Deshalb versuche ich jetzt mal, meine bisherigen Erkenntnisse und Maßnahmen zusammen zu fassen.
Mehr Nachhaltigkeit im Alltag durch …
1.Bio vs. regional vs. konventionell
Nach dem Besuch der Ausstellung auf Sylt ist mir eines sehr bewusst geworden: die Ökobilanz von Produkten in der Herstellung ist bei Bioprodukten wesentlich besser als bei konventionell hergestellten Produkten. Dazu kommt die geringere Pestizidbelastung. Allerdings hebt sich dieser Effekt wieder auf, wenn die Bioprodukte von weit her geliefert werden müssen. Nun versuche ich, meine Lebensmittel möglichst in Bioqualität zu kaufen und dabei mein Budget im Blick zu halten. Denn dass diese Produkte teurer sind, brauche ich wohl nicht extra zu erwähnen.
Eine Alternative zu Bioprodukten sind noch regional produzierte Produkte, insbesondere bei Obst und Gemüse. Es lohnt sich, im nächsten Hofladen vorbei zu fahren und regionale und saisonale Produkte zu kaufen. Das schont die CO2 Produktion nicht nur in der Lieferkette sondern auch beim Einkauf selbst (soweit der nächste Hofladen nicht Kilometer weit entfernt ist). Kauft man regional, sollte man sich trotzdem über die genutzten Pestizide informieren, soweit man keine Bioprodukte bekommen kann.
2.Selber kochen statt Fertigprodukte
Seit ich hauptsächlich Bioprodukte kaufe, hat sich auch mein wöchentlicher Essensplan bzw das Kochen verändert. Mir ist nämlich aufgefallen, wie viele Fertigprodukte ich doch in der Küche verwende, obwohl ich zumeist frisch und ohne Tüte oder ähnliches koche. Insbesondere Fertigbrühen, einige Fallback- Nudelsossen und Joghurts habe ich immer im Haus, dazu kommen ab und Fertigpizzen, die uns an stressigen Abenden den Tag versüßen. In Bioqualität sind viele dieser Lebensmittel sehr teuer und wandern deshalb nicht mehr in diesem Maße in den Einkaufswagen. Die Gerichte selbst frisch zu kochen ist günstiger und im Normalfall auch gesünder, denn ich weiß, was drin ist.
3.Fleischesser, Vegetarier oder vegan?
Bisher haben wir immer vollwertig gegessen und noch dazu fleischlastig. Die Fleischproduktion und auch die Produktion von Milch, Käse und Joghurt usw. hat allerdings eine sehr schlechte Ökobilanz, schon ob der benötigten Flächen für die Tiere. Ganz auf Fleisch verzichten mögen wir aber nicht. Trotzdem habe ich den Fleischkonsum reduziert und achte darauf, wenn ich schon Fleisch oder Wurst kaufe, dass es Bioqualität hat. Und da das doch ziemlich ins Haushaltsgeld geht und noch dazu aufwendig zu besorgen ist, gibt es weniger Fleisch zum Mittagessen. Dazu kommen bei mir noch komplett vegetarische Tage, an denen ich weder Wurst, noch Fisch, noch Fleisch esse. Auf Milch und Milchprodukte möchte ich aber bisher nicht verzichten, da ich mir über die gesundheitlichen Auswirkungen nicht im klaren bin – vor allem, da ich noch stille.
4.Wohlfühl-Raumtemperatur
Die Raumtemperatur in unserem Haus ist recht hoch. Das liegt daran, dass insbesondere Abends die unsere Wohlfühltemperatur sehr hoch ist (ich friere sehr schnell). Tagsüber bin ich dazu übergegangen, die Temperatur in den Räumen um etwa 1°C abzusenken. Abends, wenn uns kühl wird, wird sie im Wohnzimmer wieder auf unsere Wohlfühltemperatur erhöht. In den Schlafräumen und den wenig genutzten Räumen ist die Temperatur über den ganzen Tag niedriger. Dazu kommt, dass durch die Haussteuerung alle Heizungen automatisch herunter gedreht werden, sobald wir alle im Bett sind.
5.Gas- und Stromversorgung geht auch in „grün“
Beim letzten Wechsel unserer Strom- und Gasanbieter haben wir nicht nur auf einen günstigen Preis geachtet, sondern auch darauf, dass die Ökobilanz der Produkte stimmt. Mit anderen Worten: wir beziehen „grünen“ Strom und „grünes“ Gas – soweit man bei Gas von grün sprechen kann. Aber auch hier muss man aufpassen, welche Verträge man abschließt. Die Stiftung Warentest hat verschiedene Anbieter, u.a. auch „grüne“ mal unter die Lupe genommen – zum Artikel. Alternativen zur Gas- und Stromversorgung, wie Solar oder Photovoltaik auf dem Dach, diskutieren wir auch immer mal wieder. Die Anschaffungskosten sind allerdings zur Zeit nicht im Budget und damit wohl mehr ein Traum als realisierbar.
6.Wegwerfgesellschaft adé – Müll reduzieren und vermeiden
In den letzten Wochen ist mir vermehrt aufgefallen, wie viel Müll doch in einem vier Personen Haushalt mit Baby anfällt. Insbesondere die Plastikmülltonne ist immer sehr schnell voll. Daran möchte ich in jedem Fall etwas ändern, allerdings habe ich da noch keinen wirklich wirksamen Weg gefunden. Auch beim Einkauf im Bioladen fallen viele Verpackungen an – irgendwie sehr widersinnig, oder? Beim Einkauf von Obst und Gemüse versuche ich auf die Plastiktüten und Schalen zu verzichten, aber gerade bei den normalen Supermärkten sind die Biolebensmittel oft extra gut verpackt. Im Bio Supermarkt bekomme ich aber sainsonales Obst und Gemüse ohne extra Verpackung. Joghurt kann man statt im Plastikbecher auch im Glas kaufen, immerhin etwas. Über die Ökobilanz von Tetrapaks werde ich mich noch informieren, aber ich ahne da erstmal nichts gutes.
Nicht nur die Plastikmülltonne sondern auch die Restmülltonne ist, schon dank der Windeln, immer gut gefüllt. Aber insbesondere bei den Windeln habe ich eine Alternative gefunden: Stoffwindeln. Der Hausmüll ist dadurch erheblich weniger geworden (um etwa 2/3) und mein Geldbeutel wird dauerhaft ebenfalls geschont. Jetzt muss ich zwar etwas mehr waschen, aber es sind nicht deutlich mehr Maschinen als vorher, da ich die Windelwäsche mit der 60° Wäsche kombiniere. Über die Ökobilanz von Stoffwindeln zu Wegwerfwindeln läßt sich vielleicht streiten, aber nicht über die Verträglichkeit für die Babyhaut und den hinterlassenen Müllberg. Zudem sind es einige Windeln weniger, die 500 Jahre zum verrotten brauchen. Durch ein besseres Einkaufsverhalten läßt sich der Hausmüll zusätzlich reduzieren, denn wer weniger kauft, wirft weniger weg.
Meine ersten Schritte für mehr Nachhaltigkeit im Alltag sind bestimmt noch nicht die Welt in Sachen nachhaltigere Lebensweise, aber es ist ein Anfang. Dazu kommt, dass ich ja nicht nur mein Leben verändere, sondern auch das meines Mannes und meiner Kinder. Das bedeutet, dass jede Veränderung „eingewöhnt“ werden muss. Schritt für Schritt eben…
In diese Sinne alles Gute und bis bald
Anja