Bevor unsere Kinder geboren wurden, habe ich mir beim Wocheneinkauf wenig Gedanken um Bio oder konventionelle Produkte gemacht. Wir haben gekauft, was uns geschmeckt hat. Seit unsere Tochter auf der Welt ist, sieht die Sache schon anders aus. Für seine Kinder will man immer das Beste haben – und sie vor allem so gesund und schadstoffarm wie möglich ernähren (zumindest, solange man Einfluss darauf hat). Also begann ich, Bioobst und Biogemüse zu kaufen, ab und an auch mal ein anderes Bioprodukt. Der Großteil unseres Einkaufs veränderte sich aber noch nicht, denn wir Menschen sind nun mal „Gewohnheitstiere“. Dann folgte Lebensmittelskandal auf Lebensmittelskandal und unser zweites Kind kam zur Welt. Und nach dem Beikoststart setzte bei mir ein Umdenken ein – denn für mein Baby sollte es wieder nur Bioprodukte geben. Aber warum eigentlich nur für unser Baby und nicht auch für uns?
Fragen über Fragen türmen sich vor mir auf:
- Welche Vor- und Nachteile hat es für uns, wenn wir uns hauptsächlich von Bioprodukten ernähren?
- Welche Veränderungen bringt die Einkaufsumstellung mit sich?
Unsere bisherige Ernährung war bisher vollwertig, aber wie so oft in Deutschland, auch fleischbetont und manchmal Fast Food- lastig. Gerade wenn wir lange unterwegs sind oder der Tag sehr stressig war, neigen wir dazu, uns entweder Mittag- oder Abendessen einfach zu machen und zu Fertiggerichten (also: Tiefkühlpizza) oder Bestellungen zu greifen. Unserer Stimmung tut das an solchen Tagen gut, unserem Geldbeutel, der Umwelt und wahrscheinlich auf Dauer auch unserer Gesundheit eher weniger. Dagegen kommen mir Fertigfutter und Tüten im Großen und Ganzen nicht ins Haus. Ausnahmen gibt es und die mache ich bei Instantbrühe, (Backup) Nudelsoßen, der oben erwähnten TK- Pizza und Fruchtjoghurt. Das sind sozusagen meine Notfallreserven. Alles andere wird, wenn es doch mal testweise gekauft wurde, im Schrank alt. Und dazu ist jedes Lebensmittel zu schade. Bei Gemüse, Obst, Mehl und Milch greife ich seit langem zu Biowaren und wenn möglich zu regionalen und saisonalen Produkten. Letzteres ist bei Kindern eine Herausforderung. Nun sollen aber auch mindestens die restlichen Grundnahrungsmittel folgen.
Bei der Qualität von Lebensmittel gibt es ähnlich große Diskrepanzen wie zwischen Veganer Ernährung und der Fleischdiät: Von Bio und Selbstangebaut bis Billigmarke ist alles dabei, nur leider scheiden sich hier die Geister nicht nur an der Ideologie sondern auch am Geldbeutel der Familien. Die strengen Richtlinien, die Hersteller von Bio-Produkten erfüllen müssen und der dadurch höhere Aufwand bei der Produktion schlagen sich natürlich im Preis nieder – gute Qualität soll auch bezahlt werden. Wenn man sich einen durchschnittlichen Einkaufskorb mit konventionellen Lebensmitteln einer Familie mit Kindern anschaut und die Produkte eins zu eins gegen Bio-Produkte austauscht, wird klar, warum viele Familien den Einkauf im Bioladen scheuen – man bezahlt locker eineinhalb mal soviel für den Wocheneinkauf. Auf diese Art kann eine gesündere Ernährung wirklich teuer werden.
Vor- und Nachteile einer Ernährung mit Bioprodukten
Die Vorteile liegen für mich besonders bei Obst und Gemüse klar auf der Hand – Bioprodukte sind weniger pestizidbelastet als konventionell angebaute Produkte, weil schlichtweg die meisten Pestizide im Biolandbau nicht erlaubt sind. Auch krankmachende Keime sind kein Problem. Dagegen konnte z.B. Stiftung Warentest auch bei Bioprodukten Schadstoffbelastungen nachweisen, die wahrscheinlich aus der Rückstände aus der Produktion sind. Auch sind sich die Studien nicht einig, ob Bio Lebensmittel nun mehr gesunde Nährstoffe enthalten als konventionelle Lebensmittel. Oder sagen wir besser – man findet immer eine Studie, die das Gegenteil behauptet, egal wovon.
Genauso wie bei Obst und Gemüse sehe ich bei Fisch, Fleisch, Wurst und Molkereiprodukten die Vorteile sehr deutlich. Die Haltungsbedingungen von Tieren in konventionellen Betrieben sind, sagen wir, zweckorientiert. Mit dem Tierwohl hat das alles nichts zu tun, hier geht es nur um die Gewinnmaximierung und die effizienteste Produktion. Das Tier wird zum nicht-fühlenden Gegenstand reduziert, das lediglich zu funktionieren hat. Umwelt und Tierschutz hat hier wenig Platz. In Biobetrieben herrschen andere Vorgaben, obwohl es hier auch darum geht, möglichst gewinnbringend zu arbeiten. Je nach Verband sind die Kriterien unterschiedlich streng, aber allgemein haben die Tiere mehr Platz als in konventionellen Betrieben, die Lebensdauer der Tiere ist länger und die Pflege besser. Die Tiere wirken zufriedener und entspannter.
Mittlerweile gibt es fast jedes Lebensmittel aus dem normalen Supermarkt auch als Bioprodukt, was auf den ersten Blick gar nicht schlecht ist, denn man kann seine Gewohnheiten beibehalten. Allerdings zahlt man teilweise sehr gesalzene Preise für diese Produkte. Und die Frage ist, mal abgesehen von Obst, Gemüse, Molkereiprodukten, Fisch, Fleisch und Wurst: Muss das sein? Denn der höhere Preis ist bei ähnlicher Qualität definitiv ein Nachteil für Familien mit begrenztem Budget. Es lohnt sich, ganz genau hinzuschauen und zu entscheiden, welche Produkte tatsächlich Bio sein sollen. Einen interessanten Bericht hat die Stiftung Warentest im Heft Dezember 2015 gebracht, in dem Biolebensmittel und konventionelle Lebensmittel miteinander verglichen wurden. Es wurden Prüfergebnisse zum Thema Schadstoffe und Pestizide, Gesundheitsförderung, Geschmack, Tier- und Umweltschutz und Preise verglichen. Das Ergebnis: Bio und konventionelle Lebensmittel liegen im Mittel gleich auf. In der einen Kategorie hat Bio die Nase vorn, in der anderen gibt es wenig bis keine Unterschiede.
Für mich ist die Entscheidung für Bio eine Entscheidung für nachhaltig angebaute und produzierte Lebensmittel. Auch in Convenience Produkten sind aus Grundnahrungsmitteln hergestellt und bei Bioprodukten sind zusätzlich weniger Zusatzstoffe dabei. Es lohnt sich für aus meiner Sicht aus gesundheitlichen Aspekten also, Bioprodukte zu kaufen. Ob es jetzt immer Demeter Qualität sein muss, sei mal dahin gestellt. Ich erwarte nun aber nicht, dass wir alle nie wieder krank werden oder vor Gesundheit nur so strotzen. Denn auch, wenn ich Bioprodukte für gesünder halte – es kommt immer darauf an, was und wie ich esse. Schokolade macht auch in Bioqualität dick und Zucker wird davon auch nicht gesünder. Am Ende ist es wie bei konventionellen Lebensmitteln: eine ausgewogene und bewusste Ernährung hält gesund – Bioprodukte können dabei aber unterstützen.
Welche Veränderungen bringt die Einkaufsumstellung zu Bio noch mit sich?
Bei meinen ersten Besuchen im Biomarkt war ich ziemlich frustriert – mit meinem jahrelang gelebten Einkaufsverhalten kam ich hier nicht weit. Im Prinzip wäre es möglich gewesen, genauso wie auch zuvor einzukaufen, denn die meisten Produkte gibt es heute ja auch in Bioqualität – aber das können wir uns nicht leisten. Die Gesamtsumme für einen Wocheneinkauf hätte mein Budget ziemlich gesprengt. Also doch nicht in Bioqualität kaufen? So einfach gebe ich nicht auf.
Ich habe mir in den folgenden Tagen angeschaut, was bei uns gerne gegessen wird bzw. was wir im Alltag so verbrauchen. Bei jedem Produkt habe ich mich gefragt: Tut uns das Produkt gut tut und steigert es unser Wohlbefinden? Dadurch sind schon einige Produkte aus dem Warenkorb verschwunden wie z.B. diverse Grützen zum Joghurt pimpen, Kinderjoghurts von denen meist nur einer probiert wird, verschiedene Wurst – und Käsesorten, Fertigprodukte (die eh nur im Schrank vergammeln) usw. Bisher haben wir nur wenig davon vermisst und wenn die Sehnsucht allzu groß wird, spricht ja nichts gegen eine Ausnahme.
Die nächste Frage, die ich mir gestellt habe, war: Welche von den Produkten, die uns gut tun, kann ich auf einfache Weise und kostengünstiger selber herstellen oder auf andere Art ersetzen? So verzichte ich nun zum Großteil auf Fertigbrühen zum Würzen, Nudelsoßen werden ebenfalls selbst gekocht statt aus dem Glas aufgewärmt, Apfelmus gibt es von frischen Äpfeln aus dem Garten und Pizza kann man auch selber backen.
Dazu kommt, dass ich hauptsächlich einfachere Gerichte mit weniger Zutaten koche und wenn nötig sie mit Gemüse und Obst ergänze. Das ist zum einen gesünder und zum anderen braucht man dann weniger exotische Zutaten, die teilweise ganz schön ins Geld gehen können.
Ein großer Kostenfaktor auf meinem Einkaufsbon waren meist Fleisch, Wurst, Fisch und Molkereiprodukte. Dank der Haltungsbedingungen in der konventionellen Lebensmittelindustrie und dem Wunsch, etwas für das Tierwohl zu tun, haben wir unseren Konsum an dieser Stelle stark reduziert. Vegetarier oder Veganer werden zumindest wir Erwachsene wohl nicht werden, aber wir können darauf achten, woher unser Fleisch kommt und wie viel wir davon essen. Deshalb gibt es nur noch wenig Wurst und Käse fürs Abendbrot, Fleisch gibt es einmal in der Woche zum Mittagessen und auch Käse und Joghurt kaufe ich weniger und zielgerichteter als früher. Nur Milch gibt es nach wie vor in der gleichen Menge, denn wir essen gerne Müsli, unser Baby bekommt seinen MilchGetreideBrei und Kaffee ohne Milch geht gar nicht. Evtl werde ich hier doch irgendwann mal mit Hafer- oder Nussmilch experimentieren, aber zur Zeit ist es für meine Familie Veränderung genug.
Einen positiven Nebeneffekt hat das Einkaufen im Biomarkt außerdem noch: Ich tätige nicht so viele Gelegenheitskäufe – denn die gehen schnell ins Geld und sind ärgerlich, wenn die Produkte dann nicht genutzt werden. Ich überlege also dreimal, ob ich etwas austeste oder nicht und ob ich ein bestimmtes Geschäft überhaupt betrete.
Zusammengefasst heißt das…
- Kaufe nur ein, was Du wirklich brauchst
- Vermeide Convenience Produkte und stelle, wenn möglich, alles frisch und selbst her
- Nutze einfache Rezepte und ergänze sie kreativ z.B. mit Obst und Gemüse
- Kaufe weniger Fleisch, Wurst, Fisch und Molkereiprodukte
- Reduziere Gelegenheitskäufe
Bisher klappt das bei uns ganz gut. Trotzdem haben wir uns natürlich an einige neue Lebensmittel gewöhnen müssen, denn ich habe ja einige gewohnte Dinge ersetzt. Vor allem unser Abendbrotstisch hat sich verändert. Wie unser Abendbrot seit einiger Zeit aussieht, werde ich euch in einem anderen Post beschreiben.
In diese Sinne alles Gute und bis bald
Anja