Wer sich mit einer bewussten, nachhaltigen Lebensweise beschäftigt, fällt ganz schnell über das Thema Müll. Hier in Deutschland sind wir laut des Umweltministeriums mit 212,5kg pro Kopf im Jahr 2013 Europameister im Müll produzieren. Insgesamt machte das 17,1 Millionen Tonnen Verpackungsmüll im Jahr. Bildlich vorstellen mag sich das wohl niemand – sollten wir aber mal. Dann würde uns nämlich ganz schnell auffallen, wie viel davon wir selbst täglich produzieren. Ein Blick in unsere Mülltonnen reicht da meist schon aus. Bereits kurz nach der Leerung füllen sich die Tonnen wie von Zauberhand. Immerhin liegt dieser Müll in einer Tonne und nicht direkt in der Natur. Die einzigen, die es freut, sind die Müllverbrennungsanlagen, die sich mit den Recycling- Unternehmen um den Müll streiten. Das meiste kommt am Ende aber, trotz einer hohen Recyclingquote, in die Verbrennung, wodurch wertvolle Ressourcen unwiderruflich verloren gehen.
Woher kommt der Müll?
Ich musste erstmal schlucken, als ich diese Zahlen gelesen habe. Wo kommt nur dieser Müllberg her? Das Umweltbundesamt gibt dafür vielfältige Gründe an. Zum einen lieben die Deutschen ihren Coffee-to-go – die Becher: Müll nach einmaliger Benutzung. Auch der Onlinehandel boomt und versendet in normierten Verpackungen seine Waren in die ganze Republik, die natürlich im Anschluss ebenfalls entsorgt werden. Etwa zwei Drittel des Verpackungsmülls aber wird in den Haushalten selbst produziert und zwar durch Getränke, Lebensmittel und Tiernahrung. Insbesondere Convenience Produkte (z.B. Tiefkühlware, Fertiggerichte usw.) sind meist gut verpackt. Und weil es in Deutschland immer mehr kleine Haushalte mit ein oder zwei Personen gibt, steigt die Abfallmenge nochmal. Diese Haushalte kaufen zwar in kleineren Mengen ein und produzieren aber so mehr Verpackungsmüll. Dazu kommen noch weitere Abfälle wie Sperrgut, Glas, Papier und Sondermüll.
Bisher habe ich unsere Abfallmenge immer als recht durchschnittlich empfunden. In den letzten Wochen und Monaten habe ich aber trotzdem genauer hingeschaut und festgehalten, was bei uns so in der Tonne landet und wo wir sonst noch Müll produzieren. Folgende Liste ist dabei entstanden:
- Lebensmittelverpackungen
- Verpackungen von To Go oder Fast Food Produkten
- Einkaufstüten
- Verdorbene Lebensmittel
- Lebensmittelreste vom Essen oder Kochen (Abschnitte von Gemüse und Fleisch etc)
- Hygieneartikel und Verpackungen von Zahnpasta, Duschgel und Co
- Windeln und Feuchttücher
- Verpackungs- und Polstermaterial von Paketen
- Werbepost, Zeitungen, Zeitschriften
- Kaputte oder nicht mehr benötigte Kleidung oder Haushaltswaren
- Reste vom Basteln oder Büroarbeiten (Papier, Klebstofftuben, Stifte, usw.)
- Aluschälchen von der Tiernahrung
- Gläschen für Babynahrung
Da ist ganz schön viel zusammen gekommen. So langsam wird mir klar, woher unser ganzer Müll kommt. Beruhigend ist das nicht gerade, aber zeigt, wo wir etwas ändern können.
Das Abfallproblem
Aber warum ist der ganze Müll überhaupt problematisch? Immerhin trennen wir in Deutschland bereits in den Haushalten und unsere Recyclingindustrie ist ebenfalls gut aufgestellt. Leider ist es aber so, dass der meiste Müll entweder auf der Deponie (hier oder im Ausland) landet und damit die Landschaft verschandelt und die natürliche Umgebung zerstört oder verbrannt wird. Viele Abfälle bestehen aus Stoffgemischen, die nicht oder nur sehr langsam abgebaut werden können. Keiner weiß, welche chemischen Reaktionen in den Deponien tatsächlich ablaufen und welche Auswirkungen sie auf unsere Umwelt und unser Trinkwasser haben. Die Abgase aus der Müllverbrennung belasten unsere Atemluft und tragen wie die Gase, die in den Deponien entstehen, zum Treibhauseffekt bei. Abfälle landen direkt in Wald, Flur und Gewässern und bedrohen damit direkt und indirekt unsere Tier- und Pflanzenwelt.
Und das Ergebnis? Unser Ökosystem kann sich nicht mehr in ausreichendem regenerieren. Tiere und Pflanzen verkümmern und sterben, unsere Atemluft ist belastet und löst Krankheiten und Allergien aus. Die durchschnittlichen Temperaturen steigen und das Wetter spielt immer häufiger verrückt. Die Schlagwörter Globale Erwärmung und Wetterextreme sind seit einigen Jahren in aller Munde und auch mit zusammengekniffenen Augen nicht mehr zu ignorieren. Mit anderen Worten: Wegschauen hilft nicht mehr (wenn es denn je geholfen hat, aber gut …)
Was wir tun können
Aber das Gute ist: Wir können alle etwas dagegen tun. Und das sogar sehr schnell und ohne großen Aufwand: Wir können die Verantwortung für unsere Müllproduktion übernehmen und nach folgender Maxime in unserem Alltag handeln:
Vermeiden – Verwerten – Entsorgen
Müllvermeidung ist dabei auch gar nicht so schwer. Es gibt viele kleine Dinge, die sich leicht im Alltag umsetzen lassen und die unseren täglichen Müll stetig reduzieren:
Plastiktüten vermeiden
Nimm zum Einkaufen ein oder mehrere Stofftaschen mit und lass Dir keine Plastiktüten im Laden geben. Für meinen Wocheneinkauf habe ich z.B. immer eine große Klappkiste im Auto, die Stofftaschen habe ich für den kleineren Einkauf immer in der Handtasche. Dadurch sparst Du ziemlich schnell viel Plastikmüll ein. Und wenn doch mal eine Tüte ins Haus kommt, wirf sie nicht weg, sondern nutze sie weiter z.B. im Mülleimer statt spezieller Müllbeutel.
Mehrweg kaufen
Kaufe Getränke, Joghurts und Co in Mehrwegflaschen statt in pfandfreien Flaschen oder Tetrapaks. Mehrwegflaschen werden im Geschäft zurückgenommen, durch die Produzenten gereinigt und bis zu 50 mal wieder befüllt.
Obst und Gemüse unverpackt kaufen
Greife im Supermarkt zu unverpacktem Obst und Gemüse. Die Produkte sind nicht schlechter als die anderen auch und Du sparst viele Verpackungen ein. Vor dem Verzehr ordentlich waschen – damit bist Du nicht nur was Fingerabdrücke angeht auf der sicheren Seite.
Verwende Nachfüllpacks
Für Reinigungsmittel bekommt man meist auch Nachfüllpacks angeboten, die keine Sprühköpfe oder ähnliches mehr mitbringen und aus weniger Material hergestellt sind. Und schon haben wir wieder weniger Müll in der Tonne.
Müll trennen rockt
Sammele Deinen Müll streng getrennt nach Papier, Verpackungen („der grüne Punkt“), Glas, Grünabfällen, Sperrgut und Restmüll. Je sortenreiner sortiert ist, desto besser können die Stoffe recycelt werden und es landet weniger in der Verbrennungsanlage.
Kompost
Hast du einen Garten oder eine Grünabfalltonne? Super – dann gib die Reste von rohem Obst und Gemüse dorthinein und es wird ganz natürlich wiederverwertet. Was genau in die Grünabfalltonne darf, sagt Dir Dein Entsorgungsunternehmen.
Kranenburger genießen
Statt teures Mineralwasser in der PET Flasche zu kaufen, trink lieber Wasser aus der Leitung. In Deutschland hat das Wasser aus dem Hahn Trinkwasserqualität und so lange die Leitungen im Haus nicht uralt sind, spricht nichts gegen den Genuss. Du sparst Dir nicht nur Müll, sondern auch die Schlepperei der Wasserflaschen.
„Bitte keine Werbung einwerfen!“
Bestelle kostenlose Zeitungen und Werbeblättchen ab und die Papiermülltonne atmet auf. Denn wenn wir ehrlich sind: gelesen werden diese Blättchen im seltensten Fall. Also erst gar nicht ins Haus kommen lassen. Die Aufkleber kann am entweder in schick bestellen – aber ein selbstgeschriebener Zettel am Briefkasten reicht auch und spart Porto und Verpackung. Ungewollte Werbung abbestellen funktioniert übrigens auch bei der digitalen Flut: einfach uninteressant gewordene Newsletter wieder abbestellen – die Welt geht davon nicht unter und man muss ein paar Mails weniger löschen.
Akkus statt Batterien
Leere Batterien werden im Handel wieder zurückgenommen und fachgerecht entsorgt. Wirf sie nicht in den Restmüll, denn da vergiften sie die Umwelt. Besser noch wäre es, Akkus zu benutzen, denn die können wieder aufgeladen werden und müssen entsprechend seltener entsorgt werden.
„Bitte auf die Hand…“
Schnell mal Snack zwischendurch beim Stadtbummel – lecker. Aber braucht man dafür eine Tüte? Nein, es geht auch ohne, wenn man den Verkäufer darum bittet. Machen sie gerne und schon hat man wieder weniger Abfall produziert.
Noch viel mehr Tipps, wie man ganz einfach und ohne Aufwand Abfall vermeiden kann, findet ihr z.B. bei co2online. Es sind zwar nur kleine Schritte, die ich hier beschrieben habe, aber sie machen sich trotzdem schnell in der Mülltonne bemerkbar. Und auch der längste und beschwerlichste Weg beginnt immer mit einem ersten Schritt.
In diesem Sinne – viel Spaß beim Müll vermeiden
Eure Anja