Nun sind die närrischen Tage vorbei, der Hoppediz ist zu Grabe getragen und der Alltag kann wieder einziehen. Auch wenn wir keine eingefleischten Karnevalisten (mehr) sind, die Tage zwischen Altweiber und Aschermittwoch sind wohl in jedem Haushalt mit Kindern eher turbulent. Der neueste Artikel kommt daher mit ein wenig Verspätung.
Im letzten Artikel habe ich ja schon über den bei uns anfallenden Hausmüll geschrieben und euch ein paar erste Tipps gegeben, wie man ihn reduzieren kann. Trotzdem sind die Mülltonnen immer noch voll bis oben hin, wenn die Müllabfuhr kommt. Kennt ihr das auch? Den Großteil des Mülls machen bei uns die Lebensmittelverpackungen und bis Herbst letzten Jahres die Windeln unseres kleinen Schatzes aus. Für die Windeln habe ich bereits im letzten Herbst eine Lösung gefunden, um die riesigen Abfallberge zu vermeiden. Darüber schreibe ich aber etwas im nächsten Artikel. Heute soll es um die Lebensmittelverpackungen gehen.
Eine Hülle um jedes Ding
Ist es euch auch schon aufgefallen? Fast jedes Lebensmittel, das es im Supermarkt zu kaufen gibt, ist in Plastik verpackt. Und selbst wenn es nicht verpackt ist (z.B. Obst oder Gemüse) wird einem dazu die entsprechende Plastiktüte für den Transport angeboten bzw. aufgedrängt. Bei einem normalen Wocheneinkauf im Supermarkt hat man kaum eine Chance, ohne Verpackungsmüll nach Hause zu gehen. Auch die angebotenen Wertstoffbehälter, die die Supermärkte anbieten müssen, helfen da wenig, denn der Müll fällt ja trotzdem an, wenn auch nicht in meiner Tonne. Packt man seine Ware bereits im Laden in eigene Behälter um, ist für den Handel aber zumindest deutlich, dass dieser Verpackungsmüll unerwünscht ist und vielleicht führt das zu einem Umdenken bei Herstellern und Händlern.
Zunächst einmal ist der Gedanke hinter den Verpackungen ja durchaus sinnvoll: vorgepackte Größen machen die Produkte für den Verbraucher günstiger und er kann sie einfach und hygienisch nach Hause transportieren. Kein Stress für den Kunden und kein Stress für den Händler (z.B. wegen der Verunreinigung von Lebensmitteln) – eine Win-Win Situation könnte man meinen. Leider stimmt das nur auf den ersten Blick. Spätestens wenn man den Wocheneinkauf zu Hause auspackt, füllt sich die Wertstofftonne sehr schnell mit Verpackungen von Obst, Gemüse, Fleisch, Wurst und Käse. Und auch wenn die Lebensmittel verbraucht sind, fallen wieder Abfälle an, z.B. bei Milch, Joghurt, Wurstwaren, Margarine oder Fertigprodukten. Die Wertstofftonne füllt sich weiter gnadenlos. Wir sind vorbildlich: diese Verpackungen werden fürs Recycling getrennt gesammelt und trotzdem bleibt ein schaler Beigeschmack. Soviel Müll – muss das sein? Wird er tatsächlich recycelt oder doch in die Müllverbrennungsanlagen gebracht, wie die Gerüchteküche behauptet? Sicher sein können wir nicht. Außerdem sehen wir immer wieder abgeladenen Müll in Wald und Flur oder einfach auf unserem Straßen und Bilder riesiger Müllstrudel in den Weltmeeren. Dort überall gehört der Müll nicht hin und gefährdet sowohl die Gesundheit von Tier und Natur als auch unsere eigene. Denn gerade in den Meeren werden die teilweise sehr kleinen Plastikpartikel von den Meeresbewohnern als Nahrung angesehen und gefressen. Da der Nährwert von Plastik aber sehr zu vernachlässigen ist und zudem u.U. nicht ausgeschieden werden kann, verenden die Tiere qualvoll. Auch die Fische, die auf unseren Tellern landen, haben oft diese Plastikpartikel gefressen und in ihrem Gewebe eingelagert. So landen unsere Verpackungen direkt auf unseren Tellern und in unserem Körper. Eine verstörende Vorstellung.
Aber es geht noch viel direkter: Es häufen sich die Studien und Berichte über die Verunreinigung von Lebensmitteln durch die Kunststoffverpackungen (Stichwort: Weichmacher) und deren Auswirkungen auf unsere Gesundheit. Ist es tatsächlich hygienischer und gesundheitlich unbedenklich, Lebensmittel in Kunststoff zu verpacken? Da bin ich mir mittlerweile nicht mehr so sicher. Ich habe in den letzten Wochen zu viele Dokumentation über die gesundheitlichen Folgen unserer Plastikwelt gesehen, um verpackte Lebensmittel mit gutem Gewissen zu kaufen und meine Kindern damit zu ernähren.
Lebensmittelverpackungen aus Plastik vermeiden
Aus den Erkenntnissen der letzten Wochen habe ich meine Konsequenzen gezogen: ich werde versuchen, Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff in unserem Alltag zu vermeiden. Nach der Umstellung meiner Einkaufsgewohnheiten auf Bio und der damit verbundenen Recherche, vermute ich allerdings, dass das eine größere Herausforderung sein wird. Gerade bei Bioprodukten ist mir aufgefallen, dass diese Produkte noch häufiger in Plastikhüllen stecken als konventionelle Lebensmittel (eine Tatsache, die mich sehr irritiert, weiß zufällig jemand, warum das so ist?). Das bedeutet, dass ich mich zumindest teilweise nach anderen Einkaufsmöglichkeiten umschauen werde. Einiges bekomme ich heute schon in der Papiertüte oder im Glas, viel ist es aber nicht. Es reicht in jedem Fall nicht so ohne weiteres, die Wünsche meiner Familie zufrieden zu stellen. Und hier wartet auch die größte Herausforderung, denke ich: es gibt ein paar Lieblingsprodukte, die in Kunststoff verpackt sind, die aber bestimmt nicht so einfach von der Einkaufsliste verschwinden dürfen. Schwierig. Der Kleinste wird wohl kaum Einspruch erheben, wohl aber mein Mann und meine Tochter. Meine Tochter findet die Thematik „Plastik vermeiden beim Einkaufen“ bisher zwar spannend und weist mich auf jedes Teil hin, das doch in Plastik verpackt ist. Sobald es aber an ihre Lieblingsspeisen geht, sieht die Sache wieder etwas anders aus. Und auch die Katze besteht auf „ihr“ Futter (welches sie auch bekommen soll – sie ist mittlerweile 13 Jahre alt und den Stress einer Futterumstellung werde ich ihr nicht von jetzt auf gleich zumuten können). Aber welche Herausforderung ist schon einfach? Wir machen das Beste daraus.
#Plastikfasten!
Passend zu meinen Plänen und zum heutigen Beginn der Fastenzeit, bin ich über die Aktion Plastikfasten vom BUND gefallen. Diese Aktion gibt es meines Wissens nach schon länger und wird jedes Jahr zur Fastenzeit erneut in den sozialen Netzwerken beworben. Ich finde, das ist eine tolle Sache. Die Fastenzeit ist von jeher eine Zeit der Besinnung und der Reinigung, da passt das Plastikfasten hervorragend zu – und man tut direkt etwas Gutes für sich und seine Umwelt. Der BUND wäre auch nicht der BUND, wenn er nicht viele Tipps und Hinweise geben würde, wie man sinnvoll an das Plastikfasten heran gehen kann. Unter anderem sind dort folgende Tipps zu finden, die auch perfekt zu meinem Vorhaben passen, Lebensmittelverpackungen aus Plastik zu vermeiden.
- Verzichte auf Plastiktüten und nutze stattdessen Stoffbeutel
- Kaufe Mehrwegflaschen aus Glas statt Ein-oder Mehrwegflaschen aus Plastik
- Entsorge Plastikverpackungen bereits im Supermarkt an den bereitgestellten Stationen
- Kaufe Obst und Gemüse lose z.B. auf dem Wochenmarkt oder im Bioladen
- Großpackungen kaufen, z.B. bei Nudeln, Reis und Co.
Der BUND geht mit der Aktion noch ein ganzes Stück weiter. Mein Fokus liegt vorerst auf den Lebensmittelverpackungen und erst im zweiten Schritt auf den weiteren Plastikprodukten, die unsere kunterbunte Plastikwelt so bietet. Warum? Das Vermeiden der Verpackungen soll zur Gewohnheit werden und keine einmalige Aktion bleiben. Daher mache ich lieber kleine Schritte, einen nach dem anderen. Unter dem Hashtag #Plastikfasten werde ich außerdem bei Twitter berichten, wie es läuft.
Wie gehst Du mit dem Thema Lebensmittelverpackungen aus Kunststoff um? Machst Du auch mit beim #Plastikfasten? Die nächsten Wochen werden in jedem Fall eine spannende und rechercheintensive Zeit. Bisher hatte ich in unserer Region immer das Gefühl, Nachhaltigkeit und umweltbewusstes Handeln spielen eher eine untergeordnete Rolle. Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren.
In diesem Sinne, alles Liebe
Anja