Eines der ersten Dinge, die ich in unserem Haushalt nach der Entscheidung für ein nachhaltigeres Leben angegangen bin, war unsere volle Restmülltonne. Warum die Tonne so voll war? In den ersten Monaten nach der Geburt habe ich, wie tausende andere auch, automatisch zu Wegwerfwindeln gegriffen (wie auch schon bei meiner Tochter). Ich hatte zwar schon von den Alternativen gelesen, aber die Berichte hatten mich nicht so richtig überzeugt.
Mit der Zeit machten sich die Windelpakete in der Mülltonne und in meinem Geldbeutel bemerkbar – und beides hat mir nicht gefallen. Im Internet habe ich mich dann über alternative Bezugswege für unsere Windelmarke informiert und bin dabei immer wieder über die Stoffwindeln gefallen.
Unsere Stoffwindelgeschichte
Das schien tatsächlich eine Alternative zu den Wegwerfwindeln für mein Problem mit Müll und Budget zu sein. Also habe ich weitergelesen über Vor- und Nachteile, übers Waschen und über sehr viele verschiedene Systeme. Am Ende hatte ich die ganze Theorie über und beschlossen: „Lesen bringt mich nicht mehr weiter – ich muss die Dinger mal anfassen und ausprobieren“. Bei einem großen Online Auktionshaus ersteigerte ich gebrauchte Stoffwindeln zum Testen. Sollte das ganze nichts für uns sein, könnte ich die Dinger ja wieder verkaufen, dachte ich mir.
Anfangs war ich von der schieren Menge an unterschiedlichen Systemen schlicht überfordert. AIO, AI2/SIO, Höschenwindeln, AI3, Überhosen, Hanf, Baumwolle, Mikrofaser… Was es nicht alles gibt. Am Ende habe ich einige Pocketwindeln mit Einlagen ersteigert, von denen viele Mamas im Internet begeistert waren. Dann ungeduldig auf das Paket warten, Windeln waschen, trocknen und das erste Mal stopfen – aufregend. Und nun? Ab ans Kind. Das Anlegen war kein Problem – wird genauso gemacht, wie bei den Wegwerfwindeln. Super 🙂 Und dicht hielt sie auch – anfangs. Aber nach ca. 2 Stunden war Schluss und am Body zeigten sich verdächtige Nässespuren. Nun ja, erster Versuch. Das erste Waschen war ebenfalls mit etwas Nervosität verbunden (mache ich alles richtig? werden die Windeln nachher auch nicht riechen und auch immer noch gut saugen?), hat aber gut funktioniert. Nur von den Pocketwindeln selbst war und bin ich nach wie vor nicht so überzeugt. Immer wieder liefen sie aus, die Beingummis meiner gebrauchten Windeln waren wohl ausgeleiert oder die Windel passte einfach nicht zu unserem Baby. Also wieder ab zum Online Auktionshaus und andere Windeln suchen. Bloß nicht entmutigen lassen, bei anderen klappt es ja auch. Nach und nach zogen immer mehr Windeln verschiedener Systeme zum Testen bei uns ein, bis ich mich für ein bis zwei Systeme (oder auch gerne mal mehr) entschieden hatte. Mittlerweile habe ich Routine im Stoffwickeln und nebenbei eine kleine Sammlung an Windeln angelegt. Ich habe mich für zwei Hauptsysteme entschieden: Bei uns sind Snap-In-Ones (PopIn von Close) eingezogen und Überhosen mit Mullwindeln. Beides hat sich als auslaufsicher und praktikabel im Alltag erwiesen. In der Nacht benutzen wir entweder auch die PopIns mit Nachtbooster oder eine Höschenwindel. Bei den Höschenwindeln teste ich immer noch, ebenso bei den Überhosen. Vielleicht bleibe ich aber einfach bei meiner bunten Höschenwindelmischung …
Die nächste Hürde, die wir mit den Stoffwindeln nehmen müssen, ist der Kindergarten. Im Sommer geht es los und ich weiß noch nicht, ob der Kindergarten mitzieht und den kleinen Mann ebenfalls mit Stoff wickelt. Ich werden den Erzieherinnen die Möglichkeiten in jedem Fall zeigen und dann sehen wir, wie wir uns einigen werden.
Die Sache mit den Stoffwindeln hat mich überzeugt. Auch, wenn sie ein wenig mehr Arbeit machen als die Wegwerfwindeln, ich wickele sehr gerne mit Stoff und freue mich über weniger Geruchsbelästigung, eine fast leere Restmülltonne und die wunderschönen Designs der Windeln. Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit des kleinen Mannes konnte ich nicht feststellen, er rollt, robbt und krabbelt wie ein Blitz. Die Windeln bedürfen für unterwegs ein wenig mehr Planung, aber das war bisher in Kurzurlauben kein Problem. Und zur Not habe ich noch ein paar Restbestände an Wegwerfwindeln, die in solchen Situationen zum Einsatz kommen werden.
Stoffwindeln vs. Wegwerfwindeln
Neben der Tatsache, dass mit Stoffwindeln kein bzw. wenig Müll produziert wird, haben sie noch weitere Vorteile gegenüber Wegwerfwindeln. Ich habe euch Vor- und Nachteile von Stoff- und Wegwerfwindeln mal nebeneinander gestellt.
Vorteile Stoffwindeln | Vorteile Wegwerfwindeln |
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Nachteile Stoffwindeln | Nachteile Wegwerfwindeln |
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Die wichtigsten Vorteile der Stoffwindeln sind für mich die wenige Chemie am Babypopo, die Müllvermeidung und das ich keine Windelkartons mehr schleppen muss! Die zwei Maschinen Wäsche in der Woche mehr machen mir da wenig aus. Dazu kommt das gute Gefühl, meinem Kind und der Umwelt etwas Gutes getan zu haben – und die Windeln sehen auch einfach schick an Babys Popo aus.
In den nächsten Wochen werde ich euch ein paar der von uns genutzten Windelsysteme, unsere Grundausstattung zum Stoffwickeln und zur nachhaltigen Babypflege vorstellen. Gibt es etwas beim Stoffwickeln, was Dich vielleicht besonders interessiert? Wenn Du mir einen Kommentar hinterlässt, versuche ich, dazu einen Artikel zu schreiben.
In diesem Sinne bis bald
Eure Anja