Bei einem normalen Wocheneinkauf darf eine Auswahl an Wurst und Käse fürs Abendbrot und das Fleisch für Sonntags bei uns nicht fehlen. Vor dem #plastikfasten war das auch kein Problem: entweder am Kühlregal oder an der Frischetheke bekommt man alles, was das Herz begehrt und das ohne Diskussion über das Thema Hygiene.
Wo Wurst und Käse ohne Plastikverpackung kaufen
Will man allerdings keine Plastikverpackungen kaufen, sieht die Sache schon anders aus. Hier fällt das Kühlregal sofort raus, denn dort gibt es keine unverpackten bzw. in etwas anderes als Plastik verpackte Wurst- und Käsewaren. Bleibt also die zweite Option: die Frischetheken. Aber auch hier wird normalerweise mindestens eine Plastikfolie um die Waren gewickelt, meistens auch noch mindestens eine weitere Plastiktüte. Trotzdem lohnt es sich zu fragen, ob die Verkäuferin die Produkte auch in mitgebrachte Behälter füllen darf. Meist hört man aber auch hier: „Tut mir leid, das darf ich leider nicht.“ Dabei haben die meisten durchaus Verständnis für den Wunsch. Das hilft leider nicht viel im ersten Moment. Aber je mehr Leute danach fragen oder auch die Marktleitung bzw. die Firmenleitung darauf ansprechen, desto größer ist die Chance, dass die Verkäuferinnen es irgendwann dürfen. Denn ein Umdenken hat bereits eingesetzt. Einige Geschäfte und Ladenketten geben auch heute schon Wurst und Käse in mitgebrachte Dosen. Die Dosen dürfen zwar meist nicht hinter die Theke (was für mich ok ist), aber anstatt die Waren in Folien einzuschlagen, werden sie stattdessen auf der Theke in die Behälter gelegt und die Folie, die zum abwiegen gebraucht wurde, weitergenutzt.
Ich habe zum Einkaufen meine Behälter in unterschiedlichen Größen immer dabei. Zudem habe ich mittlerweile bei mehreren Geschäften hier in und um Meerbusch nachgefragt. Erfolg hatte ich bisher nur beim SuperBioMarkt in Düsseldorf- Oberkassel und bei der Metzgerei Kluth in Meerbusch Bovert. Bei Denn’s und bei Real,- hatte ich keinen Erfolg, hier verbieten es die Hygieneschutzregeln. Versuchen möchte ich es noch bei Edeka und auf dem Wochenmarkt, wobei es bei beiden keine Fleisch- und Wurstwaren in Bioqualität gibt und auch keine Waren aus artgerechter Haltung. Da bleib ich doch bei meinen Bio-Händlern.
Die Anforderungen an die Hygiene
Warum dürfen die meisten Verkäuferinnen die Waren nicht in mitgebrachte Behältnisse legen, habe ich mich und die Verkäuferinnen gefragt. Die Antwort: Die Behälter könnten Keime auf oder hinter die Theke bringen, die dann in Kontakt mit den restlichen Waren kommen und diese verderben könnten. Man könnte sich jetzt auf die Füße getreten fühlen, denn man bringt ja keine verschmutzten Behälter zum Einkaufen mit. Meine kommen meist frisch aus der Spülmaschine. Aber das weiß man ja nie, also sei es drum. Nur woher kommen diese strikten Regeln, die ja ganz offensichtlich nicht überall gleich sind?
Ich habe mich im Internet umgesehen und bin, wen wundert es, beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft fündig geworden. Die Hygieneanforderungen an Betriebe, die Lebensmittel entweder produzieren, verarbeiten oder vertreiben, sind durch zwei EU-Verordnungen geregelt (EU- Verordnung (EG) Nr. 852/2004 über Lebensmittelhygiene und Verordnung (EG) Nr. 853/2004 mit spezifischen Hygienevorschriften für Lebensmittel tierischen Ursprungs). Dazu kommen die entsprechenden nationalen Regelungen (LMHV und Tier-LMHV), die ebenfalls beachtet werden müssen. Allerdings schreibt keine dieser Verordnungen genau vor, wie die Hygieneverordnung im Detail einzuhalten ist. D.h. es ist vorgeschrieben, dass die an der Lebensmittelherstellung und -vermarktung beteiligten Unternehmen die einwandfreie Beschaffenheit der Lebensmittel sicherstellen müssen. Sprich: sie dürfen z.B. nicht verdorben sein, keine Krankheitserreger enthalten und nicht verunreinigt sein. Wie Produzenten und Händler das bewerkstelligen, ist bewusst vom Gesetzgeber nicht im Detail festgelegt, sondern will die Autonomie der Branche stärken. Anhand der EU Verordnungen wurden in nationalen Fachkreisen Leitlinien erarbeitet, die die beteiligten Betriebe bei der Festlegung ihrer Hygieneregeln unterstützen sollen.
Alles in allem bedeutet das, dass z.B. jeder Lebensmitteleinzelhändler eigene Regeln zur Sicherstellung der Hygiene haben kann. Daher kommen die unterschiedlichen Handhabungen mit den selbst mitgebrachten Gefäßen. Große Unternehmen geben entweder allen ihren Filialen diese Regeln vor oder überlassen die endgültige Entscheidung ihren Marktleitern. In beiden Fällen hat die Verkäuferin an der Theke keinen Handlungsspielraum, wenn die Vorgaben ihres Chefs (oder des Konzerns) es untersagen, Behälter von Kunden anzunehmen. Sie darf diese Entscheidung schlichtweg nicht fällen. Bei kleineren Unternehmen, wie z.B. dem Metzger von nebenan, steht teilweise noch der Chef bzw. die Chefin an der Theke oder ist doch zumindest nicht sehr weit weg. Da sieht die Sache anders aus, denn hier kann u.U. eine Entscheidung auch durch den Kunden direkt hinterfragt und evtl. beeinflusst werden. Dazu kommt, dass in kleineren Geschäften der Kunde meist nicht so anonym ist wie in den großen Supermärkten. Die Chancen, Wurst, Fleisch und Käse in die eigenen Behälter gefüllt zu bekommen, sind damit wesentlich höher.
Nichts desto trotz frage ich an den Frischetheken trotzdem nach und versuche auch herauszufinden, wer die Hygieneregeln im Markt festlegt. Evtl. hilft eine Mail oder ein Anruf bei der passenden Stelle, die Diskussion über Plastikverpackungen an der Frischetheke zu beleben und das Befüllen von Kundenbehältern zu ermöglichen. Eine, zugegebener Maßen aufwendige, Idee könnte es sein, schadstofffreie Pfandbehälter für den Einkauf an der Frischetheke anzubieten (ähnlich dem System bei Flaschen und Gläsern). Der Kunde könnte die Behälter beim nächsten Einkauf entweder wieder befüllen lassen oder sie dem Handel zurückgeben. In letzterem Fall könnten diese Behälter, professionell gereinigt, auch wiederverwendet werden. Nur so als Idee, versteht sich…
In diesem Sinne, gebt nicht auf der Frischetheke und fragt immer wieder nach, denn steter Tropfen höhlt den Stein.
Bis bald
Anja
Tagpflückerin
Zum Glück ist es in Österreich kein Problem, eigene Behältnisse füllen zu lassen. Allerdings wird das zum Abwiegen verwendete (beschichtete) Papier nicht wiederverwendet. Wobei das bei unserem örtlichen Sparmarkt eventuell auch kein Problem ist: da hat mich der gelernte Metzger selbst bedient, als ihm das Wiegepapier auf den BODEN gefallen ist. Seelenruhig hat er es wieder aufgelegt und wollte mein Hackfleisch drauf geben. Ich wollte dann doch lieber ein neues Blatt (und vermeide den Einkauf von Fleisch, Wurst und Käse in diesem Laden seither). lg, die neue Leserin
Anja
Hallo neue Leserin, schön von Dir zu hören 🙂
So unterschiedlich wird das in den Ländern gehandhabt, das ist schon spannend 🙂 Wie unterschiedlich so eine EU Verordnung ausgelegt werden kann.
Daran sollten sich der Lebensmitteleinzelhandel hier mal eine Scheibe abschneiden.
Beim Hackfleisch hört bei mir das Wiedervewenden des Papiers allerdings auch auf, da brauchst es in jedem Fall ein eigenes für.
Maria
Hallo Anja!
Bei mir klappt es auch nicht überall, dass ich in meinen mitgebrachten Dosen einkaufen kann. Daher gehe ich nur noch dort hin, wo es klappt 🙂 Bei meinem Fleischer zum Beispiel, da bekomme ich alles unverpackt.
lg
Maria
Anja
Hallo Maria,
genauso halte ich es auch 🙂 mittlerweile habe ich ja auch Auswahl und plane meine Einkäufe so, dass ich nicht zuviele Touren machen muss, um alles zu bekommen.
Liebe Grüße
Anja